Abriss

Das ehe­ma­li­ge Ein­lie­ger­haus zwi­schen den bei­den Anwe­sen der Ärz­te­fa­mi­lie Büch­ner in der Heu­bi­scher Orts­stra­ße — unmit­tel­bar an der Kreu­zung nach Gefell — hat die­se Woche sei­ne letz­ten Stun­den erlebt. Mit­ar­bei­ter einer Oerls­dor­fer Bau­fir­ma bra­chen das klei­ne Häus­chen am 4. Juni 2014 end­gül­tig ab.

Obwohl kei­ne Schön­heit im Orts­bild, ist sei­ne Geschich­te den­noch bemer­kens­wert, denn es dient schon vie­len Zwe­cken und war ein Zuhau­se für Men­schen, deren Nach­fah­ren heu­te noch unter uns leben. Tru­de Weber, mitt­ler­wei­le 86 Jah­re alt, erin­nert sich noch, dass bei­spiel­wei­se einer der Heu­bi­scher Orts­chro­nis­ten, Hebert Völ­ler, mit sei­ner Fami­lie dort leb­te. Auch der „Blä­cker“, Wal­ter Taub­mann, sei­ne Fau Meta und die Kin­der fan­den dort eine Heim­statt eben­so wie Georg Schmidt, der dann im Seel­eins­weg ein neu­es Haus errich­te­te. Ob dies auch die zeit­li­che Abfol­ge war, muss noch belegt werden.

Völ­ler schreibt in sei­ner Chro­nik, dass 1960, nach Umbau­ten, die PGH Fri­sö­re aus Neu­haus-Schier­schnitz das Häus­chen als Fri­sör­sa­lon benutz­ten. Im Lau­fe der Zeit wur­de aller­dings das Gebäu­de her­un­ter­ge­wirt­schaf­tet, und 1969 zog man dann nach Mup­perg um.

Mit­te der 70er Jah­re war das Haus auch Zweig­stel­le des VEB SERO (Sekun­där­roh­stof­fe), die von Moni­ka Blau­fuß aus Mup­perg gelei­tet wur­de. Frau Blau­fuß über­nahm 1971 die SERO-Agen­tur in Mup­perg und öff­ne­te dann auch die Heu­bi­scher Zweig­stel­le, die spä­ter in das Kul­tur­haus umzog.

Nach eini­ger Zeit des Leer­stan­des wur­de es durch die Gemein­de der FDJ über­ge­ben. Es wur­de eini­ges umge­baut und das Gan­ze mehr auf Fei­ern als auf Poli­ti­sie­ren aus­ge­rich­tet. Für die Nach­bars­fa­mi­li­en Hor­ner und Büch­ner waren das sicher kei­ne ruhi­gen Tage, denn es ging meist ziem­lich hoch her. Die heu­te 50er und 60er Jahr­gän­ge wer­den wohl lie­ber schwei­gen. Häu­fi­ger Gast war fol­ge­rich­tig der Abschnitts­be­voll­mäch­tig­te Fritz Hau­ei­sen, der zur Ord­nung mahn­te und als „Beob­ach­ter“ der Sze­ne mehr­mals mit den Rau­bau­ken bis in die Frü­he Dop­pel­kopf spielte.

In den 80er Jah­re ließ das Inter­es­se der Jugend nach und das Haus blieb leer.

Mit dem Erwerb des „Puffen“-Hauses durch Anet­te und Heinz Büch­ner, sei­ne umfas­sen­de denk­mal­ver­brief­te Sanie­rung, fiel dem Ärz­te­ehe­paar auch das „FDJ-Heim“ zu, des­sen Zustand schon seit der Wen­de bekla­gens­wert war. Nun war wohl nichts mehr zu ret­ten. Ledig­lich die Kel­ler­ge­wöl­be, die das Häus­chen tru­gen, trot­zen noch den Zeiten.

Abriss 4. Juni 2014

Abriss 4. Juni 2014

Arti­kel und Foto: Ger­hard Weber

Hier noch ein paar his­to­ri­sche Auf­nah­men von 1988:

Nach­trag 11. Juli 2014:

Aktu­ell fin­den Bau­abei­ten statt.

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11. Juli 2014 — Bauarbeiten